"Dieser Grundkurs war ganz und gar außergewöhnlich. Als wir vor gut zwei Jahren miteinander gestartet sind, hat niemand von uns geahnt, mit welch großen Herausforderungen wir es zu tun bekommen werden." Mit diesen rückblickenden Worten begann Maria Kaindl – Leiterin der Grundkursausbildung für Katechetinnen und Katecheten – ihre Ansprache im Anschluss an den Gottesdienst am 19.11.2021 an die Zuhörer/innen. Nur ein paar Minuten vorher war es endlich soweit: 12 Katechetinnen und 2 Katecheten im Alter zwischen 30 und knapp 60 Jahren wurden im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes im Heilsbronner Münster von Oberkirchenrat Blumtritt eingesegnet und bekamen von ihren Assistentinnen und Assistenten stärkende Segensworte für ihren weiteren Lebens- und Berufsweg zugesprochen.
Sie sind gelernte IT-Experten, Landschaftsgärtnerinnen, Ingenieurinnen, Krankenschwestern oder Einzelhandelskauffrauen … und machen sich nun auf, Evangelische Religion an Grund- und Mittelschulen und ggfs. auch an Förderschulen in Bayern zu unterrichten. Die meisten von ihnen haben bereits ehrenamtliche Erfahrung in Kirchengemeinden. Und sie alle eint eines: Der absolute Wunsch Kindern und Jugendlichen den Glauben an Gott näher zu bringen, ihnen zugewandt und liebevoll zu begegnen und sie damit auf ihrem Lebens- und Glaubensweg zu stärken.
In einer zweijährigen Ausbildung unter der Obhut der Ausbildungsleitung Pfarrerin Maria Kaindl und Religionspädagoge Siegfried Zeh wurden die Teilnehmer/innen im Grundkurs in 9 Seminarwochen grundlegend theologisch und religionspädagogisch auf das Unterrichten vorbereitet. Unterstützt durch die Praxisausbildung vor Ort, die von erfahrenen Mentor(inn)en im Religionsunterricht verantwortet wird, und das intensive und kontinuierliche Selbststudium zu Hause, konnten sie schließlich alle Prüfungen erfolgreich absolvieren. Und nun ist es geschafft. Alle haben ihr Zeugnis und die Lehrbefugnis (Vocatio) in Händen und können ihren Berufswunsch Katechet/in zu sein verwirklichen.
Und doch hatte die Corona-Pandemie den Grundkurs gehörig auf den Kopf gestellt.
So wurden immer wieder Termine verschoben, zwei Seminarwochen mussten digital abgehalten werden und die Unterrichtspraxis fiel zum großen Teil dem Virus zum Opfer. Auch der Wechsel an andere Schulen blieb nicht aus. Nur mit viel Flexibilität, Durchhaltevermögen, kreativen Lösungen und großem Engagement von allen Seiten gelang es, diesen besonderen Kurs trotzdem zu einem guten Ende zu bringen.
"Für mich sind sie nicht in erster Linie der ‚Coronakurs‘, sondern vielmehr der Wir-halten-durch-Kurs, Gemeinsam-finden-wir-eine-Lösung-Kurs, Mit-Humor-geht-alles-besser-Kurs, Wir-halten-zusammen-Kurs, Mit-Gottvertrauen-schaffen-wir-das-Kurs!" Mit diesen Worten würdigte Pfarrerin Kaindl den Zusammenhalt und die außergewöhnliche fachliche wie auch soziale Leistung der Kursteilnehmer/innen.
Im Anschluss dankte Religionspädagoge Zeh den Mentorinnen und Mentoren vor Ort für ihre engagierte Begleitung und betonte, dass ohne ihren großen Einsatz und ihre hohe fachliche Kompetenz die pandemiebedingten Versäumnisse der Ausbildung nicht auszugleichen gewesen wären.
Auch die angehenden Katechet(inn)en selbst meldeten sich noch zu Wort. In einer kurzweiligen und sehr wertschätzenden Ansprache dankten sie allen Beteiligten – insbesondere der Ausbildungsleitung sowie der Sekretärin Karin Sitzmann – für ihren unermüdlichen Einsatz und ihre Geduld und hatten neben Geschenkkörben einen heranwachsenden Apfelbaum mitgebracht, der als Andenken an den "Corona-Kurs" und als Symbol, was dennoch wachsen und reifen konnte, einen schönen Platz im Meditationsgarten des Religionspädagogischen Zentrums (RPZ) finden wird.
Abschließend wollen wir noch ein paar Teilnehmer/innen des vergangenen Grundkurses selbst zu Wort kommen lassen, deren Rückmeldungen etwas tiefer in die Seele und das Sein des Kurses blicken lassen:
"Schön war es, Menschen aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen zu begegnen und wieder etwas lernen zu können. Neues zu entdecken, verlangte den Hirnzellen einiges ab, machte aber auch immer wieder Spaß. Dazu kam ein wunderbares Miteinander im Kurs, das uns durch alle Katechesen, Corona-Krisen und Prüfungen getragen hat – auch wenn jede/r zwischendurch den Moment hatte, wo das Aufgeben attraktiv erschien. Aus diesen Gründen kann ich die Teilnahme allen Wagemutigen empfehlen.
Der Kurs hat mich immer wieder vor Herausforderungen gestellt und mich gezwungen, aus meinem Schneckenhaus herauszukommen."
"Wir brauchen Religionslehrer/innen!!! Für unsere Kinder! Kinder haben ein Recht auf Religion! Der Katecheten-Grundkurs am RPZ in Heilsbronn vermittelt dazu während der gesamten Ausbildung in fachkundiger und liebevoller Weise das Rüstzeug in Theologie, Methodik und Didaktik. Dabei tritt das christliche Menschenbild nicht in den Hintergrund, sondern wird – im Gegenteil – ganz vorne angestellt. Die Ausbildungs-leitung, Frau Kaindl und Herr Zeh, werden diesem Bild mehr als gerecht: Schätze suchen – nicht nach den Defiziten fahnden!
Ich kann diesen Grundkurs nur empfehlen – für die Kinder und für einen selbst!“
"Der Grundkurs hat mir einen neuen Beruf gegeben oder anders gesagt: Eine Berufung ist wahrgeworden. Außerdem durfte ich hier tolle Menschen kennen- und schätzenlernen und konnte wertvolle Kontakte knüpfen. Dabei erfuhr ich eine nicht für möglich gehaltene Vertiefung meines Glaubens und erlangte jede Menge Wissen und „Handwerkszeug“ zur Bibellese und -auslegung, das ich von nun an auch gerne als Prädikant nutze. Die Arbeits-, Gebets- und Durchhalte-Gemeinschaft unter den besonderen Umständen waren ebenso schön wie die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern. Den Grundkurs kann ich nur empfehlen, weil das eine der größten Herausforderungen ist, die es gibt. Mit den besten Trainern, die man sich wünschen kann. Wer nach Sinn in seinem Leben sucht, ist hier – immer abhängig vom eigenen Leben – genau richtig. Der Kurs hat mich auch persönlich verändert.
Mein Blick auf Gottes Wort ist ein anderer geworden – ich nehme es breiter und tiefer wahr. Diese zwei Jahre haben mich an und über die Grenzen dessen gebracht, was ich leisten kann. So wird mein Platz in der Kirche und Kirchengemeinde ein anderer werden – manches muss ich loslassen.“
"Ich habe durch den Grundkurs für mich erfahren, dass man zusammen viel erreichen kann und dass es wichtig ist, ein Ziel vor Augen zu haben, das man, egal was kommt, verfolgt und am Schluss erreicht. Besonders schön war es, dass wir uns gegenseitig unterstützt haben und es auch nach der Ausbildung immer noch tun.
Zum Glück bin ich etwas blauäugig an die Ausbildung herangegangen und konnte dann an den immer neuen Herausforderungen wachsen. Ich bin glücklich, dass ich jetzt einen neuen Beruf habe, der familienfreundlich ist und mir Spaß macht.“
"Es waren zwei besondere Jahre, die ich mir nicht so fordernd vorgestellt habe.
Besonders schön war es, diesen Kurs mit all diesen tollen Menschen zu absolvieren! Ohne sie hätte ich die coronabedingt erschwerte Zeit wahrscheinlich nicht durchgezogen. Der Grundkurs hat mir ein völlig neues Bild auf meinen Glauben ermöglicht.“
Rel.päd. Siegfried Zeh, Referent des Grundkurses für Katechetinnen und Katecheten