Unterrichtsentwürfe

Lernbereich 10.1: Mensch im Beruf - Arbeit und Gerechtigkeit

Kompetenzerwartung:

Die Schülerinnen und Schüler beschreiben (biblische) Einsichten zu Gerechtigkeit und konkretisieren diese an Beispielen aus dem Arbeitsleben.

Lernweg im Überblick

PhaseInhaltMethodeMedien
Lernen vorbereiten und initiieren
  1. SuS werden mit der Anforderungssituation konfrontiert.
  2. SuS beziehen für sich einen Standpunkt auf dem Arbeitsblatt "Persönlicher Standpunkt".
  3. SuS werden herausgefordert, einen begründeten Standpunkt einzunehmen.
    Lehrer: "Wen kannst du besser verstehen, wo stehst Du?"
    SuS: "Ich habe diesen Standpunkt eingenommen, weil...!"
  4. Die SuS diskutieren über ihre Standpunkte.
  5. Schlagwörter werden festgehalten: z. B. "Ungerechtigkeit" / "Gerechtigkeit" usw.
  6. Transparenz der Kompetenzerwartung herstellen: Was brauche ich, um meinen und den Standpunkt der anderen qualifiziert beurteilen bzw. begründen zu können?
  7. Fragen und Ideen werden entwickelt.
  8. Ergebnissicherung Tafel: Ideen, Begriffe, Fragen, etc. (Ergänzungen)

freie Äußerungen / PL
EA

Positionslinie (Methodenkiste 34, pdf)

Gelenktes UG

PL

Gehirnsturmmethode (Methodenkiste 09, pdf), EA / PL

M1 Anforderungssituation (doc / pdf)

M2 Persönlicher Standpunkt (doc / pdf)

Karteikarten

Lernweg eröffnen und gestalten
  1. Wesentliche Fragen und Begriffe zur Weiterarbeit festlegen.
  2. Selbstständige Recherchearbeit zu genannten Ideen, Begriffen oder Fragestellungen:
    (z. B. "Was heißt eigentlich Gerechtigkeit?" Gerechtigkeitsbegriffe: Allgemein, juristisch, biblisch (Arbeiter im Weinberg), philosophisch; "Woran wird eigentlich gemessen, was gerecht ist? Wonach bemisst sich die Höhe eines bestimmten Lohnes?"; "Wie wird verteilt?"; Maßstäbe gerechter Verteilung; Was verbirgt sich hinter den Begriffen: Mindestlohn, Gerechter Lohn, Niedriglohnsektor, Grundsicherung, etc.)
  3. Dokumentation vorläufiger Ergebnisse der Kleingruppen

PL

EA zu einem Gruppenthema (ca. 3-4 SuS)

PL

Orientierung geben und erhalten
  1. Persönliche Schwierigkeiten in der Erarbeitung beschreiben und den eigenen Lernstand ermitteln. Überprüfen, ob eigene Fragen und Aufgabenstellungen klarer geworden sind, z. B. durch Fragen und Aufgaben: "Woran ist der biblische Gerechtigkeitsbegriff interessiert?" / "Nenne drei unterschiedliche Gerechtigkeitsbegriffe! Was bedeuten sie? Finde Beispiele!"
  2. Orientierung, Feedback und Unterstützung durch andere Gruppen und die Lehrkraft
  3. Weiteres Vorgehen festlegen

EA / GA

z. B. Persönliches Feedback II (Methodenkiste 51, pdf)

EA / GA

Kompetenzen stärken und erweitern
  1. Verschiedene Stationen zur Weiterarbeit:
    1.1 Gerechtigkeitsbegriffe verstehen und zuordnen (M3)
    1.2 Gerechtigkeitsformeln verstehen und anwenden (M4)
    1.3 Übung zu Maßstäben gerechter Verteilung (M5)
    1.4 Problematisierung: Maßstäbe gerechter Verteilung am Beispiel "Verantwortung" (M6)
    1.5 Biblischer Gerechtigkeitsbegriff am Beispiel der "Arbeiter im Weinberg" (M7)
    1.6 Problematisierung: Ist gleiche Behandlung immer gerecht? (M8)
    1.7 Neu erworbenes Wissen übertragen und anwenden: Zeitungsartikel Mindestlohn (M9)
  2. Präsentation der Ergebnisse
  3. Zusammenfassung und Vertiefung im Plenum

Stationenarbeit
(Methodenpool, pdf)

Gallery Walk
(Methodenpool, pdf)

Arbeitsblätter:

M3 (doc / pdf)
M4 (doc / pdf)
M5 (doc / pdf)
M6 (doc / pdf)
M7 (doc / pdf)
M8 (doc / pdf)
M9 (doc / pdf)

Lernen bilanzieren und reflektierenBeurteilung des eigenen Lernfortschrittes in den Bereichen Fachkompetenz, Selbstkompetenz, Sozialkompetenz und Methodenkompetenz

(Kompetenz-) Zielscheibe (Methodenkiste 58, pdf)
Einzelarbeit

Alternativ:
Positionslinie (Methodenkiste 34, pdf) zu den Punkten 1-4

M10 Zielscheibe (doc / pdf)

Lernwegbeschreibung

Lernen vorbereiten und initiieren

Überlegungen zur Anforderungssituation
Ausgangspunkt und Ziel des Unterrichts ist ganz allgemein die Entwicklung der Handlungskompetenz der SuS in einer Situation ihres beruflichen bzw. privaten Lebens.
Über verschiedene allgemeine Anforderungsfelder, wie z. B. "religiöse Sprache", "Zusammenleben mit anderen Religionen" oder "ethische Konflikte", lässt sich eine richtungweisende Eingrenzung möglicher Anforderungssituationen vornehmen.

Die konkrete Auswahl der Anforderungssituation orientiert sich im vorliegenden Unterrichtsentwurf an der Berufsgruppe angehender Friseure. Gerade in diesem Berufsfeld sehen sich die SuS herausgefordert, zu ihrer sehr niedrigen Entlohnung Stellung zu beziehen: Sich selbst gegenüber, aber auch im Vergleich zu anderen. Eine autarke Lebensgestaltung ist für den größten Teil der SuS nicht möglich. Diese Situation wird sehr häufig konkret von ihnen thematisiert.

Die SuS werden mit der Anforderungssituation (M1 Folie, doc / pdf) konfrontiert:

Die angehende Friseurin Steffi (17/ ohne Qualifizierenden Abschluss der Mittelschule) befindet sich im zweiten Lehrjahr ihrer Ausbildung. Sie würde gerne von zu Hause ausziehen und häufiger ausgehen, doch dazu fehlt ihr das Geld.
Ihre Freundin Franziska (16/ mittlere Reife) hat gerade eine Ausbildung als Bankkauffrau bei der Sparkasse begonnen. Als sich beide über das Thema Geld unterhalten stellt Steffi fest, dass sie im zweiten Lehrjahr weniger Lohn bekommt als ihre Freundin Franziska, die sich gerade im ersten Lehrjahr ihrer Ausbildung befindet. Steffi findet das ungerecht und fügt hinzu, dass sie in ihrem Beruf auch eine höhere Wochenarbeitszeit hat als ihre Freundin. Franziska hält dagegen. Schließlich wird für ihre Ausbildung eine höhere schulische Qualifikation gefordert. Außerdem sei ihre Tätigkeit mit mehr Verantwortung verbunden.

Das geschilderte Fallbeispiel ist dabei eine mögliche Konkretisierung der Anforderungssituation neben anderen.
Nach einer kurzen Phase freier Äußerungen werden sie herausgefordert selbst Stellung zu beziehen. Sie sollen ihren Standpunkt auf dem Arbeitsblatt: "Persönlicher Standpunkt" (M2 doc / pdf)  in Einzelarbeit markieren und gedanklich begründen. Nun werden die Ergebnisse mit Hilfe der Positionslinie als Klassenbild sichtbar gemacht (Methodenkiste 34, pdf). Die persönlichen Standpunkte werden anschließend begründet und diskutiert.
Für die Lehrkraft wird sich bereits hier zeigen, wie qualifiziert die jeweiligen SuS auf die Anforderungssituation reagieren. Aber auch die SuS stellen für sich fest, ob es ihnen leicht oder schwer fällt, ihren Standpunkt für andere plausibel zu machen.
Wichtige Aussagen, Begriffe oder Schlagwörter, wie z. B. "das ist halt deine Meinung" oder "das ist ungerecht, weil…", werden von der Lehrkraft an der Tafel festgehalten und dienen im nächsten Schritt als Hilfe, um den weiteren Lernweg zu gestalten und Fragen zu entwickeln.
Die Diskussion wird  unterbrochen und analytisch problematisiert, um eine Transparenz der Kompetenzerwartung herzustellen: Was brauche ich, um meinen und den Standpunkt der anderen qualifiziert beurteilen bzw. begründen zu können?
Nun werden von den SuS zunächst in Einzelarbeit Fragen und Ideen entwickelt oder Begriffe festgehalten, die ihnen helfen können, auf diese Anforderungssituation kompetent zu reagieren. Hier bietet sich die "Gehirnsturmmethode" (Methodenkiste 09, pdf) an. Auf Karteikarten wird jeweils nur ein Begriff oder eine Frage notiert, die in einem weiteren Schritt von den SuS systematisch an der Tafel oder einer Pinnwand gesammelt, geordnet und präsentiert werden sollen. Ergänzungen werden dabei ebenfalls vorgenommen.

Lernweg eröffnen und gestalten

Nun werden gemeinsam wesentliche Begriffe oder Fragen ausgewählt, um sie entsprechend zu bearbeiten: z. B. "Was heißt Gerechtigkeit? Welche Gerechtigkeitsbegriffe werden unterschieden (philosophisch / biblisch / wirtschaftlich / rechtlich...)? Woran wird Gerechtigkeit gemessen?"
Thematisch gebildete Kleingruppen (3-4 SuS) recherchieren nun selbstständig zu ihrem Thema und halten vorläufige Ergebnisse fest.

Orientierung geben und erhalten

Diese Phase beginnt mit einer Einzelarbeit der SuS. Sie halten für sich Schwierigkeiten bei der Erschließung ihres Themenbereiches fest:
Wurden passende Informationsquellen gefunden? Konnte ich wesentliche Inhalte in einer für mich verständlichen Sprache und Form zusammenfassen oder systematisieren? Wo liegen für mich methodische Herausforderungen? Wo habe ich Verständnisfragen? War die Zusammenarbeit effektiv? Ausgangsfragen und Ergebnisse werden verglichen. Was war mein Arbeitsauftrag? Was habe ich davon erreicht, was nicht?

Nun können sich die SuS und Lehrer gegenseitig Feedback und Unterstützung geben. FeedbackpartnerInnen werden selbstständig gewählt. Methodenvorschlag "Persönliches Feedback II" (Methodenkiste 51, pdf).
Schließlich wird das weitere Vorgehen für sich selbst/ die Gruppe festgelegt. Woran will ich weiterarbeiten (z. B. Verständnisfragen klären und Beispiele finden)?

Kompetenzen stärken und erweitern

In dieser Phase folgt eine Stationenarbeit (Methodenpool pdf, Material: M3 doc / pdf, M4 doc / pdf, M5 doc / pdf, M6 doc / pdf, M7 doc / pdf, M8 doc / pdf, M9 doc / pdf), die den SuS helfen soll, ihr erworbenes Wissen anzuwenden, zu vertiefen oder zu problematisieren. Im Idealfall beginnen die SuS an den Stationen, die zu ihren selbst festgelegten Zielen passen.
Die Stationen erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, sondern sind als Anregung und Hilfestellung gedacht, um an den selbst festgesetzten Zielen weiterarbeiten zu können. Wenn es sinnvoll erscheint, können SuS auch eigene Stationen eröffnen oder andere Stationen vernachlässigen.
Zurück in den thematischen Kleingruppen kann nun das vorläufige Ergebnis überarbeitet und gesichert werden (z. B. als Powerpoint/ Plakat/ etc.). Digitale Formen der Ergebnissicherung haben gerade in dieser arbeitsintensiven Phase den Vorteil, das Änderungen und grafische Gestaltungsmöglichkeiten leichter umsetzbar  bzw. Fehler korrigiert werden können, ohne dabei z. B. ein ganzes Plakat neu gestalten zu müssen.
Es folgt die Präsentation der Ergebnisse und ein zusammenfassendes bzw. vertiefendes Unterrichtsgespräch im Plenum.

Lernen bilanzieren und reflektieren

Abschließend wird der eigene Lernweg reflektiert. Hilfreich können die genannten Grundkompetenzen (Fachkompetenz / Selbstkompetenz / Sozialkompetenz / Methodenkompetenz) als Beurteilungskategorien sein. Habe ich meine Ziele im Bereich Wissenszuwachs erreicht? Was ist noch unklar geblieben?

  • Selbstkompetenz: Inwiefern hat der Lernweg mein Gerechtigkeitsempfinden verändert oder beeinflusst?
  • Sozialkompetenz: Was ist mir beim Lernen mit anderen gut gelungen? Was hat im zwischenmenschlichen Bereich meinen Lernprozess negativ beeinflusst?
  • Wie steht es um meine methodischen Kompetenzen? (z. B. Recherchearbeit / Erfassen wesentlicher Textinhalte / Strukturierung der erarbeiteten Ergebnisse)
  • Fachkompetenz: Welche Gerechtigkeitsbegriffe kann ich nennen und erklären?

Um die persönliche Analyse zu sichern, eignet sich die Arbeit mit der "Kompetenzzielscheibe" (M10, doc / pdf, siehe auch Methodenkiste 58, pdf).

Alternativ kann auch hier mit der "Positionslinie" (Methodenkiste 34, pdf) gearbeitet werden. Dies kann v. a. für die Lehrkraft hilfreich sein, um sich einen Überblick zu bestimmten Bereichen zu verschaffen.

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