Kinder und Jugendliche haben ein Recht darauf, gemeinsam zu leben und zu lernen. Ganz egal, wie verschieden sie sind, Inklusion bedeutet: Miteinander in Vielfalt. Inklusion ist ein unbedingtes Menschenrecht! Der einzelne Schüler mit seinen individuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen, aber auch mit seinem persönlichen Unterstützungsbedarf rückt in den Blick.
Der Inklusionsgedanke entspricht dem christlichen Menschenbild, das jeden Menschen als ein Geschöpf und als Ebenbild Gottes versteht. Aus dieser Haltung heraus schafft inklusiver Religionsunterricht eine Atmosphäre, in der es um mehr geht, als einzig um messbare Leistungen.
Inklusion zielt dabei nicht nur auf das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Förderbedarf. Ein inklusiver Religionsunterricht bemüht sich um einen sensiblen Umgang mit Heterogenität, um Differenzierung und um den Abbau von (möglichen) Lernbarrieren.
Für den Religionsunterricht bedeutet Inklusion:
Inklusion zielt auf die Überwindung von Ungleichheiten und auf ein Miteinander auf Augenhöhe. Fähigkeit zur Empathie, ein sensibler Blick auf (mögliche) Barrieren, Toleranz gegenüber dem Andersartigen und Bereitschaft zur Solidarität sind dazu unerlässlich.
Wir verstehen Inklusion vor dem Hintergrund des christlichen Menschenbildes, das jeden Einzelnen wertschätzt und das Miteinander verschiedener Menschen fördert. Deshalb unterstützen wir Religionslehrkräfte auf dem Weg zu einem inklusiven Unterricht:
Das Referat Inklusion des RPZ Heilsbronn beteiligt sich an der inhaltlichen und fachlichen Profilierung einer „Inklusiven Religionspädagogik der Vielfalt“. Unter Leitung des Comenius-Instituts Münster entwickeln religionspädagogische Expert*innen aus Wissenschaft, Aus-/Fort-/Weiterbildung und Unterrichtspraxis Theorie- und Praxiskonzepte für einen diversitätssensiblen Religionsunterricht. Die Reflexion und Bearbeitung von Heterogenität im Kontext religiöser Bildung steht im Mittelpunkt von „InReV“. Neben der fachwissenschaftlichen Profilierung einer „Inklusiven Religionspädagogik der Vielfalt“, die sich als allgemeine und diversitätssensible Religionspädagogik versteht, zielt „InReV“ auch auf eine diversitätssensible Praxis des Religionsunterrichts ab. Auf dem InReV-Internetportal stehen Lehrkräften, Studierende, Fortbildner*innen und anderen interessierten Personen zahlreiche Grundlagentexte, ein Themen-Blog, Unterstützungsangebote zur eigenen Unterrichtsreflexion, Unterrichtsmaterialien und viele weitere Angebote rund um eine inklusive und diversitätssensible Religionspädagogik zur Verfügung.
Eine fachlich fundierte Einführung in das Konzept einer vielfaltssensiblen und inklusiven Religionspädagogik bietet die Veröffentlichung "Inklusive Religionspädagogik der Vielfalt. Konzeptionelle Grundlagen und didaktische Konkretionen". Dieser Sammelband ist im Sommer 2020 im Waxmann Verlag erschienen. Herausgegeben wurde der Band von Thorsten Knauth, Rainer Möller und Annebelle Pithan. Darin finden sich Einführungen in Theoriekonzepte der Vielfalt, Reflexionen zu einer vielfaltssensiblen Theologie, ein Überblick zu Differenzdiskursen in der Religionspädagogik und Schlüsselthemen einer inklusiven Religionspädagogik der Vielfalt. Einen Blick auf das Inhaltsverzeichnis gibt es unter: Waxmann Verlag GmbH: Bücher
Ulrich Jung:
Bibel - Kirche - Inklusion
Gott schuf den Menschen – und es war sehr gut!
Am Anfang der Bibel steht: Gott hat den Menschen sehr gut geschaffen. Das gilt für alle Menschen. Für Frauen und Männer, für Menschen, die sehen können oder blind sind. Egal ob sie sehr klug sind oder nicht, ob sie reich sind oder arm, alle sind sehr gut. Deswegen sind alle Menschen gleich wertvoll. Eine Putzkraft ist genauso wertvoll wie ein Manager. Eine Verkäuferin ist genauso wertvoll wie eine Bundeskanzlerin. Deswegen hat Jesus alle Menschen gleichbehandelt.
Praxisreflexionen kirchlicher Religionslehrkräfte an Inklusionsschulen
Seit Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention und der staatlichen Förderung von Inklusion an Schulen stehen auch Religionslehrkräfte vor der Herausforderung, ihren Unterricht inklusiv und diversitätssensibel zu gestalten. Welche Praxiserfahrungen sammeln Religionslehrer*innen in ihrem inklusiven Religionsunterricht? Wo nehmen Sie Inklusion als gelingend wahr, wo erkennen sie Grenzen? Wie verändert sich Religionsunterricht durch Inklusion und welche Kompetenzen brauchen Religionslehrer*innen, um religiöse Bildungsprozesse inklusiv gestalten zu können?
Der Band "Religion inklusiv unterrichten", der in der Reihe "Religionspädagogik innovativ" des Kohlhammer Verlags erschienen ist, verfolgt diese Fragestellungen in einer empirischen Studie und rückt dabei die Perspektive kirchlicher Religionslehrkräfte an bayerischen Inklusionsschulen in den Fokus. Ihre Praxisreflexionen über inklusiven Religionsunterricht liefern Bezugspunkte zur Weiterentwicklung einer inklusiven und diversitätssensiblen Religionspädagogik.
"Was im Vorhinein nicht ausgegrenzt wird, muss hinterher auch nicht eingegliedert werden!"
(Richard von Weizsäcker)
Eine Behinderung entsteht in einem sozialen Prozess: Nämlich dann, wenn es zu einer Wechselwirkung zwischen einer persönlichen Beeinträchtigung und einer bestehenden (Lern-)Barriere kommt. Durch dieses Zusammentreffen beider Faktoren wird Lernen oder echte Teilhabe am Unterricht eingeschränkt. Das liegt nicht zuerst oder ausschließlich an den physischen Voraussetzungen eines Kindes. Inklusiver Religionsunterricht verlangt von Lehrkräften, mögliche Lernbarrieren aufzuspüren, zum Beispiel:
Nicht alle Lernbarrieren lassen sich sofort und vollständig abbauen. Das Erkennen und Reflektieren solcher Barrieren sind aber ein entscheidender Schritt zu ihrer Minimierung:
"Auf dem Weg zu einem barrierefreien Religionsunterricht"
(von Patrick Grasser)
(aus: Kontakt. Informationen zum Religionsunterricht im Bistum Augsburg 11/2016. S. 23-26)