Die Methode, eine Lesekiste zu gestalten, wird schon seit Langem im Lektüreunterricht eingesetzt und kann auch auf biblische Texte angewendet werden. Sie bietet sich v.a. für den Einsatz in der Unterstufe an, weil sie eine spielerische Auseinandersetzung mit den Inhalten ermöglicht. In diesem Fall soll die Lesekiste dazu genutzt werden, die Davidgeschichten in der 5. Jahrgangsstufe in Form eines Gruppenpuzzles zu erarbeiten und dabei die Rolle Gottes als Wegbegleiter in den Blick zu nehmen.
Die Lesekiste zu König David stellt somit einen Beitrag zur Umsetzung des LB 5.3 »Lebenswege mit Gott« dar. Die Schüler lernen durch das Gruppenpuzzle »eine Geschichtstradition aus dem Alten Testament im Überblick wiederzugeben« und sie gleichzeitig zu deuten. Als Hinführung zu dem Projekt Lesekiste wäre es sinnvoll, wenn die Schüler zunächst über ihren eigenen Lebensweg und Gottes Wegbegleitung nachdenken, bevor sie sich im Anschluss an die Lesekiste mit der Rolle Gottes in den jeweiligen Geschichten zu Davids Königsherrschaft auseinandersetzen.
Die Gestaltung einer Lesekiste ist eine freie Form des Unterrichtes und bietet den Schülern die Möglichkeit, selbstständiges Arbeiten einzuüben. Innerhalb des vorgegebenen Rahmens (s. M1) werden dieSchüler dazu ermuntert, sich anhand von fünf Geschichten mit der alttestamentlichen Geschichtstradition auseinanderzusetzen. Sie befassen sich eigenständig entweder mit der Ernennung Davids zum zukünftigen König Israels, mit dem Kampf zwischen David und Goliat, mit Davids Verhältnis zu König Saul oder Davids Übernahme der Regentschaft und seiner Affäre mit Batseba. Jeder Schüler legt zu einer der genannten Geschichten eine Lesekiste an.
Es ist zu empfehlen, die angegebene Kinderbibel oder eine ähnliche Bibelausgabe zu verwenden, da sie den biblischen Text auf das Wesentliche reduziert und ihn in altersgemäß und verständlich darbietet. Darüber hinaus hat die genannte Bibelausgabe auch den Vorteil, dass sie Wort- und Sacherklärungen zum Text enthält. Die Arbeit mit der Bibel macht auch eine Verknüpfung mit dem LB 5.2 denkbar. Die Schüler lernen mit der Kinderbibel evtl. eine weitere Bibelausgabe kennen und üben, sich in ihr zurechtzufinden.
In der ersten Phase des Gruppenpuzzles arbeiten die Schüler einzeln. Bei der Einteilung sollte darauf geachtet werden, dass in etwa gleich viele Schüler an einer Geschichte arbeiten. Die Schüler sammeln während des selbstständigen Lesens Ideen und Assoziationen und erläutern ihre Gedanken mit Hilfe ausgewählten Gegenstände und deren Beschriftung. Darüber hinaus sollen sie Glaube und Lebenswelt aufeinander beziehen, indem sie zusätzliche Fragen zu den einzelnen biblischen Geschichten beantworten (s. M1). Bei leistungsschwachen Gruppen kann ggf. auf die Beantwortung der Zusatzfragen verzichtet werden.
In der zweiten Phase des Gruppenpuzzles bilden alle Schüler ein Team, die an einer Geschichte gearbeitet haben und tauschen sich über ihre Arbeit aus. Dabei könnte z.B. angesprochen werden, welche Aspekte der Geschichte ihnen gefallen haben, welche nicht und ob es Verständnisschwierigkeiten gab.
In der dritten Phase der Gruppenpuzzles kommen Schüler mit unterschiedlichen Geschichten zu Fünfer-Teams zusammen und stellen als Experte mit Hilfe ihrer Lesekiste ihre Geschichte vor. So wird sichergestellt, dass die Schüler die ganze Davidgeschichte kennen.
Nach Abschluss des Projektes sollten in einer Stunde noch einmal die Überlegungen der Schüler zum »Gottesbild«, »zu den Merkmalen des Gottesglaubens« bzw. zu »Gottes Wegbegleitung« im Plenum aufgegriffen und als eine Art gemeinsames Fazit zusammengefasst werden. Als Ausgangspunkt für das Unterrichtsgespräch sollen die Gegenstände dienen, die die Rolle Gottes in den jeweiligen Geschichten symbolisieren.
Für die Projektarbeit inklusive anschließender Besprechung müssen ca. 4-5 Stunden veranschlagt werden Der größte Teil der Arbeit soll im Unterricht erledigt werden. Darüber hinaus wird es aber notwendig sein, dass die Schüler zuhause nach Gegenständen für ihre Lesekiste suchen und evtl. mit weiteren Bastelmaterialien, die in der Schule nicht zur Verfügung stehen, die Außen- und Innengestaltung des Kartons vornehmen.
Die Gestaltung einer Lesekiste liefert auch einen Beitrag zu den übergreifenden Bildungs-und Erziehungszielen. Außer zur Werteerziehung trägt sie zur sprachlichen Bildung bei. Sie dient nicht nur der Leseförderung, sondern ermuntert die Schüler auch in der Auseinandersetzung mit den Texten, diese in eigenen sprachlichen Formulierungen zu reflektieren. Insbesondere in der Geschichte mit David und Batseba lernen die Schüler sich auch sprachlich angemessen zu sexuellen Themen zu äußern. Sie beschäftigen sich im Rahmen der interkulturellen Bildung mit den jüdischen Wurzeln des Christentums und lernen die Geschichte Israels kennen. Zuletzt leistet diese Methode auch noch einen Beitrag zur kulturellen Bildung, da es um eine künstlerische Umsetzung eines Textes geht. Die Schüler haben die Chance, ihre ästhetische Wahrnehmung zu schulen und selbst künstlerisch tätig zu werden. Insofern könnte hier auch eine Zusammenarbeit mit dem Fach Kunst angedacht werden.
Zur Benotung der Lesekisten bieten sich folgende Kriterien an:
Sonja Siegismund
Die SchülerInnen …
| Soz.form | Mat |
Erläuterung der Methode »Lesekiste« Erläuterung des Konzepts und der notwendigen Arbeitsschritte, Hinweis auf die Weiterarbeit zuhause Informationen über Leistungsbewertung |
LV |
M1 |
Zuteilung der einzelnen Geschichten, z.B. durch Losverfahren oder eine gezielte Zuordnung, was einer möglichen Differenzierung Rechnung tragen könnte. Während z.B. die Geschichte von David und Goliat wohl für alle Schüler relativ leicht zu erschließen ist, sind längere Zusammenhänge wie »David und Saul« oder »David und Batseba« komplexer und daher besser für leistungsstärkere Schüler geeignet. Hinweis: Es sollte darauf geachtet werden, dass etwa gleich viele Schüler eine Geschichte bearbeiten. | LA |
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Erste Begegnung durch selbstständiges Lesen der ausgewählten Bibelstellen, Sammlung erster Ideen zu den Gegenständen (Notizen) Gestaltung der Lesekiste (innen und außen), Beschriftung und ggf. Beantwortung der Zusatzfragen | arbeits-teilige GA, EA | Kinderbibel, Karton, Bastelsachen |
Austauschzwischen den Schülern, die dieselbe Geschichte bearbeitet haben. | arbeits-teilige GA | Kinderbibel, Lesekiste |
Präsentation und Vorstellung in Gruppen | GA, Präsentation | Lesekiste |
Vertiefung des Gottesbildesim Unterrichtsgespräch Die Schüler erläutern anhand ihrer Gegenstände die Rolle Gottes und begründen ihre Wahl. Die möglicherweise auch konträren Schüleräußerungen sollten z. B. in einem Cluster festgehalten werden. Exemplarische Impulse:
ðUnverfügbarkeit, Bilderverbot ðGottesbild abhängig von der Geschichte, wir erfahren von Gott in Geschichten.
Mögliches Fazit: Die Menschen sind Gott nicht gleichgültig. Er mischt sich ein und begleitet die Menschen auf ihrem Lebensweg. Dabei machen Menschen unterschiedliche Erfahrungen mit Gott. Evtl. können die Lesekisten anschließend auch in der Schulbibliothek oder in einem anderen geeigneten Rahmen ausgestellt werden. | Plenum, TA | Lesekisten |
Wir bedanken uns herzlich bei allen Rechteinhabern für die Genehmigungen, ihr Material in diesen Entwurf mit aufzunehmen. Trotz aller Bemühungen ist es uns bei den Recherchen nicht in allen Fällen gelungen, die Urheber ausfindig zu machen. Sollten Fremdrechte bestehen, bitten wir die Rechteinhaber, uns zu benachrichtigen.
ER 5.2 Die Bibel und ihre Geschichten
ER 5.3 Lebenswege mit Gott
Plenum / Gruppenpuzzle / Textarbeit / Projektarbeit
Lesekiste, Kinderbibeln
Anleitung zum Basteln einer Lesekiste mit Arbeitsaufträgen für die Schüler
z. B. Die Bibel elementar. Erzählt und erklärt von Michael Landgraf. Stuttgart 2010.
Für die hier vorgeschlagenen Perikopen können auch die Entsprechenden Erzähltexte aus der GPM-Arbeitshilfe 155.3 herangezogen werden, erhältlich gedruckt oder online.