Die SchülerInnen »erklären in Ansätzen die Bedeutung von religiösen Ausdrucksformen für das Leben vor Ort [und] erläutern die Bedeutung ausgewählter Symbole und Zeichen im Kontext des christlichen Glaubens« (ER 5.5), sie »zeigen, wie Glaube in Architektur ausgedrückt wird« (ER 7.1): Das sind Kompetenzerwartungen, die es nach dem LehrplanPLUS umzusetzen gilt , zugehörige Inhalte sind z. B. »Spuren und Ausdrucksformen von Glaube und Religion […] in Architektur, im sozialen Leben« (5.5) oder »Gestaltung von Kirchen in unterschiedlichen Epochen« (7.1).
Zunächst ist festzustellen, dass vergleichbare Bausteine auch schon im mittlerweile ›alten‹ G8-Lehrplan zu finden sind: Zum Thema Ev 5.2 »Christentum vor Ort« war eine Betrachtung »christliche[r] Symbolsprache an einem Beispiel aus der Bildenden Kunst bzw. Architektur, ggf. im Kirchenraum« vorgesehen, Ev 7.1 erwähnt die »Bedeutung des Kirchenbaus; Kirchenräume [...] als Ausdruck des Glaubens«. Diese Vorgaben waren und sind mit Sicherheit auf ganz verschiedene Arten und Weisen umsetzbar:
Im Aufwand ganz unproblematisch ist zuallererst die klassische Bildbetrachtung – allerdings könnte hier der Zugang besonders für SchülerInnen der 7. Jahrgangsstufe sich eher schwierig gestalten. Kreative Ansätze können Malen oder vielleicht das Bauen einer eigenen Kirche mittels LEGO oder vergleichbarer Spielsysteme sein. Erstere Methode hat allerdings die Schwierigkeit, kaum im dreidimensionalen Raum arbeiten zu können. Dies könnte zwar durch die Nutzung von Lego erreicht werden, jedoch fällt hier, neben dem Aufwand allgemein, negativ ins Gewicht, dass ein Blick in den Innenraum der so entstehenden Kirchen nur auf Kosten einer Bruchstückhaftigkeit des Entwurfs zu erreichen ist.
Denkbar sind natürlich Kirchenraumexkursionen, mit denen man durch die Abwechslung im Schulalltag schnell einen guten Zugang erreichen kann. Doch nicht immer findet sich im eng getakteten Terminplan der Klasse, die ja meistens noch aus mehreren Teilklassen besteht, oder im evtl. noch enger getakteten Terminplan der Lehrkraft Zeit für Organisation und Durchführung. Hier wird es bei einem Anschauungsbeispiel bleiben müssen; auch bleiben so visionäre und kreative Aspekte eher außen vor.
In dieser Unterrichtsanregung soll nun eine Methode aufgezeigt werden, die die Vorteile der vorangegangenen aufgreift, zusammenführt und die Nachteile zu minimieren versucht. Natürlich kann die Anregung auch immer zusätzlich zum bisherigen Konzept genutzt werden. Hierfür soll die Nutzung des weltweit sehr bekannten Computerspiels Minecraft herangezogen werden, wofür sich einige Argumente anführen lassen:
Niederschwelliger Zugang. Die SchülerInnen der Unterstufe kennen in der Regel das Spiel, da es besonders in ihrer Altersklasse sehr weit verbreitet ist und in ihrem medialen Umfeld (bes. YouTube, vgl. JIM-Studie 2017) oft thematisiert wird. Hinzu kommt für die SchülerInnen, die das Spiel nicht kennen sollten, dass es trotzdem eine schöne Abwechslung im Unterrichtalltag darstellt, wenn das Spiel für die Schule genutzt bzw. im Unterricht vorgeführt wird.
Kreativität. Die SchülerInnen können in Minecraft eine eigene Kirche bauen. Das Spielprinzip ist hier im Endeffekt dasselbe wie bei klassischen Spielesystemen wie LEGO, nur eben digital anstatt analog: Man setzt die verschiedensten Klötzchen zu einem Gebilde zusammen, in diesem Fall einer Kirche. Dabei stehen in Minecraft grundsätzlich zwei Spielmodi zur Verfügung: Survival und Creative. Für diesen Vorschlag soll auf den Creative-Modus zurückgegriffen werden, da das Ziel das Errichten einer Kirche ist und nicht, möglichst lange innerhalb der computergesteuerten Flora und Fauna zu überleben …
Einfache Präsentationsmöglichkeiten. Mittels Beamer können die SchülerInnen ihre eigene Kirche im Klassenzimmer präsentieren. Dabei ist es möglich, als Spielfigur den digitalen Kirchenraum zu begehen, es kommt also nicht nur auf die Außengestaltung des Gebäudes an, sondern auch auf das kirchentypische (oder auch ganz kirchenuntypische!) Interieur. Mittels Konsolenbefehle kann die Kirche auch aus einer Vogelperspektive oder von außen aus der Luft betrachtet werden.
Während der digitalen Begehung erläutert der/die SchülerIn den Bau und die Ausstattung. Dabei kommt es natürlich zentral darauf an, die Beweggründe zu benennen, die einen zu der bestimmten Gestaltung geführt haben.
Überschaubarer Zeitaufwand. Durch die Stellung der Aufgabe als Referats- bzw. Präsentationsthema wird die Erarbeitungsphase aus dem Unterricht verlagert. Die Präsentationsphase nimmt sodann pro Kirche je nach Umfang des Baus bis zu 15 Minuten in Anspruch, ist also leicht im laufenden Unterrichtsgeschehen zu integrieren.
Bindegliedfunktion. Durch das Aufgreifen eines bekannten Computerspiels kann in der Jahrgangsstufe 7 umgehend Lernbereich 4 (»Wünsche und Visionen«) angeschlossen bzw. daran angeknüpft werden.
Es soll nicht verschwiegen werden, dass natürlich mit der Nutzung dieser kommerziellen Software alle Nachteile verbunden sind, die auch durch die Verwendung z. B. der Office-Pakete aus dem selben Haus Microsoft verbunden sind:
Kosten entstehen sowohl der Lehrkraft wie den SchülerInnen, so sie nicht bereits das Spiel besitzen. Diese sind zwar überschaubar (ca. 7 – 24 €), aber dennoch nicht zu vernachlässigen – hier wäre ggf. eine Anschaffung durch die Schule in fächerübergreifende Kooperation z. B. mit Informatik denkbar.
Kundenbindung und Werbeeffekt im Bildungsrahmen sind ebenfalls zu bedenken, aber sicher nicht höher als bei der hartnäckigen Verwendung von Markennamen wie »PowerPoint« oder »Excel«, ganz zu schweigen von deren Verwendung im Rahmen von Schulrabattprogrammen.
Josef Last
Der/die SchülerIn benötigt:
Zu beachten: Verfügbarkeit eines HDMI- bzw. VGA-Anschlusses Beamer und Laptop, passende Adapter (nicht nur) bei Apple-Geräten.
Die Lehrkraft benötigt:
Zu beachten: Wird ein Lehrerlaptop mit privatem Lehrerzugang zu Minecraft verwendet, sind wahrscheinlich nicht alle installierten Mods (Spieländerungen) und besonders Skinpacks (Aussehen des Spiels) gleich zur privaten Schülerversion. Eine digitale Kirchenbegehung im »default-look« ist zwar möglich, aber natürlich weniger eindrucksvoll.
Tipp: Es gibt bereits eine Vielzahl von existierenden Kirchen, die in Minecraft nachgebaut wurden und zu Demonstrationszwecken präsentierbar sind. Diverse Beispiele kursieren dazu auf Youtube; in den Videobeschreibungen finden sich oft kostenlose Downloads der entsprechenden Leveldateien, die dann nur noch in Minecraft eingefügt werden müssen (z.B. Kölner Dom, Notre-Dame de Paris, Petersdom u.v.m. – Beispiele s. u. M2)
t | Öffnet den Chat, wodurch die Befehle eingegeben werden können |
/gamemode creative | Setzt den Spielmodus in den Creative-Modus, sodass man nicht dazu gezwungen ist zu essen |
Schnelles zweimaliges Drücken der Leertaste | Funktioniert nur im Creative-Modus: Die Spielfigur fliegt – Aufsteigen: gedrückte Leertaste; Sinken: Shift links |
/difficulty peaceful | Setzt den Spielmodus auf „friedlich“, sodass keine feindlichen NPCs erscheinen |
/time set 0 | Setzt die Spielzeit auf morgens, sodass Tageslicht vorhanden ist |
/weather clear | Beendet Regen oder Gewitter, was die Sicht im Spiel beeinträchtigt |
Die Schülerinnen und Schüler können…
| Soz.form | Mat |
Planung
| UG | M1/ M2 |
Erarbeitung | EA |
|
Präsentation
| P
UG |
|
ER 5.5 »Spuren des Glaubens«
Ev 7.1 »Grundlage und Gestaltung der Kirche«
ER 7.1 »Glaube findet Sprache«
Generische »mittelalterliche Kapelle«:
http://pixlriffs.com/download/147/
(Dieser Link ist nur in Zusammenhang mit einem Minecraft-Account zu öffnen.)https://www.youtube.com/watch?v=j2vNYKaEYgs
Der Kölner Dom:https://www.youtube.com/watch?v=CdSEybi_vSU
https://www.planetminecraft.com/project/cathedral-of-cologne-11/
Die offizielle Webseite
https://minecraft.net/de-de/ bietet einen ersten Überblick über das Spiel und vielfältige Beispiele, Hilfe- und Downloadmöglichkeiten.