Erst das Ende, dann der Anfang

Portfolio zu Lernbereich 12.3 »Eschatologie«

 

Die aktuell zu beobachtenden Veränderungen der globalen Verhältnisse schüren apokalyptische Ängste: Flucht- und Migrationsbewegungen lassen die Frage aufkommen, wie lange Europa dies ökonomisch und gesellschaftlich noch bewältigen kann, bevor die Systeme kollabieren. Die Veränderung des Klimas spült die Erfahrung von Zerstörung und Chaos durch Naturkatastrophen bis an die eigene Haustür, während zugleich ethisch-moralisch fragwürdige politische und ökonomische Systeme diese Entwicklung noch zu befördern drohen. Visionen und Auftritte großer Männer in West und Ost erwecken durch provozierende Äußerungen und militärische Machtdemonstrationen den Eindruck, ihnen sei am friedlichen Fortbestehen dieser Welt nicht zwingend gelegen. Wie auch junge Menschen ihr Leben angesichts dieser apokalyptischen Szenarien aus christlicher Zukunftshoffnung gestalten können, steht im Zentrum dieser Unterrichtseinheit.

Der ›alte‹ Lehrplan des G8 möchte mit der Behandlung der Eschatologie erreichen, dass die SchülerInnen ihren Blick »über die Schulzeit hinaus auf Fragen nach der persönlichen und gesellschaftlichen Zukunft« richten. Die Beschäftigung mit christlich-eschatologischen Denkfiguren soll im Hinblick auf Hoffnung für das Leben in der Gegenwart und dessen Gestaltung geschehen. Der LehrplanPLUS akzentuiert dies zudem deutlicher durch die Auseinandersetzung mit »Visionen von der Zukunft der Welt im Spannungsfeld zwischen Fortschrittsoptimismus und apokalyptischen Katastrophenszenarien«.

Das Material ist explizit für die 12. Klasse angelegt, da die SchülerInnen an dieser Stelle kurz vor dem einschneidenden Ereignis des Schulabschlusses stehen, der für manche von ihnen tatsächlich apokalyptische Züge tragen mag, und zugleich wichtige Entscheidungen über ihre persönliche Zukunft zu treffen haben. Als sinnvolle Vorarbeit und Einstieg in die Portfolioarbeit im RU sei auf den Portfolio-Entwurf von Vera Utzschneider für die 10. Jahrgangsstufe zum Themenbereich »Tod und Leben« im gelben GPM-Jahresband 2013 (»Religionspädagogische Brockensammlung« Nr.390) verwiesen. Dass sich dabei die Thematik wiederholt, ist angesichts der Notwendigkeit eines hohen Maßes an individueller und persönlicher Reflexion kein Schaden, im Gegenteil: Durch die im Portfolio erreichte Tiefe der persönlichen Beschäftigung mit dem Thema in der 10. Jahrgangsstufe ist es besonders anschlussfähig für eine Weiterbearbeitung in der 12. Klasse. Dass dabei die Methode des Portfolios wiederholt wird, erleichtert angesichts der knappen Zeit die Aufgabenstellung und gewährleistet die Transparenz der Bewertungskriterien.

Die Anbindung an die schulart- und fächerübergreifenden Bildungsziele erstreckt sich über die ästhetische Bildung im Umgang mit Werken der Literatur, Kunst und Gegenwartskultur. Gerade in der Auseinandersetzung mit der Endlichkeit ist es Ziel, zu einer lebensbejahenden Persönlichkeitserziehung beizutragen. In der Beschäftigung mit religiösen Vorstellungen vom Leben nach dem Tod wird zudem interkulturelle Kompetenz angebahnt. Im Bewusstsein um die Konsequenzen für die eigene Lebensführung sind die Bedeutung einer wirtschaftlichen und nachhaltigen Lebensführung sowie Aspekte politischer Bildung erkennbar. Zudem wird die Medienbildung durch zahlreiche aktuelle Bezüge und Material berücksichtigt.

So gesehen ist es schade, dass gerade die abschließende Jahrgangsstufe für viele KollegInnen angesichts anhaltender Stofffülle und unaufhaltsam näher rückender Abiturtermine eine große Herausforderung hinsichtlich der Unterrichtsplanung darstellt. Dieser Unterrichtsentwurf soll die Möglichkeit bieten, das Kapitel »Eschatologie« (Ev 12.3 bzw. ER 12.3) als Portfolioarbeit zu behandeln. Dies bietet zudem die Möglichkeit eines kleinen Leistungsnachweises im Ausbildungsabschnitt 12/2 (zur Leistungsbewertung bei der Portfolioarbeit vgl. ausführlicher die GPM-Themenfolge 144, zugleich ISB-Handreichung, Fast wie im richtigen Leben, S.114 ff.).

Es ist ratsam, das Thema im Anschluss an einen ersten kurzen Themenbereich (etwa 12.1) in einer gemeinsamen Stunde einzuführen und mit den Schüler/-innen einen Abgabetermin in 12/2 zu vereinbaren. Hier sollte sowohl die Klausurplanung als auch die Korrekturzeit bis zum Notenschluss in 12/2 berücksichtigt werden, die je nach Gruppengröße variieren dürfte.

Ein zeitgenössisches Beispiel junger deutscher Musik (M1) soll den Blick der SchülerInnen dafür öffnen, dass ein erlebtes bzw. bevorstehendes ›Ende‹ auch Perspektiven für einen Neuanfang bieten kann. In der Auseinandersetzung mit dem Songtext beziehen die SchülerInnen ihre eigene Lebenssituation und Erfahrungen mit dem ›Ende‹ ein, um anschließend positive Effekte eines reflektierten Umgangs damit zu entwickeln. Die dabei unterschwellig vorhandene Metaphorik vom Kreislauf aus Werden und Vergehen wird im Anschluss auf das Leben als Ganzes übertragen und die Fragestellung eröffnet, welche Perspektiven das Christentum für ein ›Leben danach und davor‹ bietet. An diesem Punkt wird nach einer kurzen Einführung in die Portfolioarbeit das eigenständige Arbeiten beginnen können.

Christiane Krämer

Kompetenzerwartungen und daraus abgeleitete Verlaufsvorschläge

Die Schülernnen und Schüler können…

  • ihre Situation angesichts des bevorstehenden Schulabschlusses reflektieren und Erwartungen, Hoffnungen und Ängste im Blick auf die Zukunft artikulieren.
  • die Begrenztheit des Lebens reflektieren, Formen des Umgangs mit Endlichkeit unterscheiden und sich mit verschiedenen Vorstellungen einer Überwindung des Todes auseinandersetzen.
  • Visionen von der Zukunft der Welt im Spannungsfeld zwischen Fortschrittsoptimismus und apokalyptischen Katastrophenszenarien beschreiben und diskutieren.
  • christliche Hoffnungsbilder und ‑traditionen auf eigene Fragen nach Lebenssinn beziehen und Konsequenzen für die Lebensführung erörtern.

 

Soz.form

Material

Audio / Video  »Erst das Ende dann der Anfang«

https://www.youtube.com/watch?v=Y0kSHiZlZzE

Erschließung von M1 mithilfe entsprechender Aufgaben (siehe M1, Aufgabe 1 und 2)

Plenum

M1, Link

Nachdenken über Erfahrungen von »Ende« und »(Neu)Anfang« im Leben der Schüler*innen angesichts des bevorstehenden Schulabschlusses – Erwartungen, Ängste, Hoffnungen

Sammlung der Aspekte auf verschiedenfarbigen Karten und Vorstellung im Plenum

GA / Plenum

Moderations-karten, Stifte

Sammlung (bekannter) christlicher Impulse im Umgang mit »Ende« bzw.  »Endlichkeit« wie z.B. eschatologischer Vorbehalt (vgl. TB Ev 11.1), Vertrauen auf Gottes rettende Zusage (vgl. Ev 11.2) und der Erfahrung von Gott als Wegbegleiter (vgl. Ev 11.3)

Plenum

 

Einführung des theologischen Fachterminus »Eschatologie«

 LV

 

Einführung in die Grundlagen der Portfolioarbeit

Kriterien der Leistungsbewertung

Terminabsprachen

LV / Plenum

M2 (bzw. M3, M4)

Wir bedanken uns herzlich bei allen Rechteinhabern für die Genehmigungen, ihr Material in diesen Entwurf mit aufzunehmen. Trotz aller Bemühungen ist es uns bei den Recherchen nicht in allen Fällen gelungen, die Urheber ausfindig zu machen.  Sollten Fremdrechte bestehen, bitten wir die Rechteinhaber, uns zu benachrichtigen. 

 

Das Konzept als PDF

Das gesamte Paket


Lehrplanbezug

Ev 12.3 Was darf ich hoffen? – Die Frage nach der Zukunft

ER 12.3 Schon und noch nicht – christliche Hoffnungsbilder

Methoden und Sozialformen

Plenum / PA / Portfolio

Medien

Texte, Bilder, Filme & Serien

  

Materialindex

M1 | Lied

Liedtext und Vorschläge für Arbeitsaufträge zu »Erst das Ende, dann der Anfang« von Konrad Wissmann.
Audio/Video hier.

 M2 | Portfolio

Das vorliegende Portfolio ist ursprünglich angelehnt an das Kapitel »Hoffentlich« aus dem Lehrwerk Ortswechsel – Spielräume des Claudius-Verlags für die 12. Jahrgangsstufe und für die Arbeit mit diesem Buch vorgesehen. 

M3 | alternatives Portfolio

Ein alternatives Portfolio zum Einsatz mit dem Lehrwerk Kompetent evangelisch 12 aus dem Verlag Vandenhoeck & Ruprecht.    

M4 | alternatives Portfolio

Ein alternatives Portfolio zum Einsatz mit der Arbeitshilfe RU-Werkstatt Oberstufe (RuWo) 12.3 der GPM, hier erhältlich.

Beim Einsatz dieses Portfolio-Vorschlages muss das zu verwendende Material in entsprechender Zahl kopiert und bereitgestellt werden. Alle angegebenen Materialien in Übersicht:
C5, C12, C27a (Farbkopie), C30c (Liedtext), C42, C43, C56.

  

Schlüsselbegriffe

  • Eschatologie
  • Zukunft
  • Apokalyptik
  • Utopie
  • Auferstehung
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