Das RPZ Heilsbronn

Das Religionspädagogische Zentrum Heilsbronn (RPZ) der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern trägt Verantwortung für die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Religionslehrkräften und arbeitet mit und für Menschen, die evangelische Bildungsverantwortung wahrnehmen. Es ist ein zentrales Anliegen des RPZ, Menschen biografiebegleitend dabei zu unterstützen, religiös sprachfähig zu werden und zu bleiben, um sich den großen Fragen des Lebens in einer zunehmend säkularen und pluralen Gesellschaft zu stellen. Diese Kernaufgabe prägt das tägliche Arbeiten und die konzeptionelle Ausrichtung des RPZ.

Geschichtliche Entwicklung

Das RPZ blickt auf eine beeindruckende Tradition als kirchliche Bildungsstätte zurück. Bereits 1132 gründeten Zisterziensermönche auf Anweisung von Bischof Otto von Bamberg das ursprüngliche Kloster Heilsbronn, das schnell zu einem Zentrum des geistlichen Lebens und der Bildung avancierte. Die Bedeutung dieser Stätte wuchs, als die „Neue Abtei“ im 13. Jahrhundert außerhalb der Klostermauern errichtet wurde, um die Repräsentationspflichten des Abtes zu erfüllen. Im 16. Jahrhundert wurde mit der Einführung des evangelischen Glaubens eine Klosterschule gegründet, die später zur Fürstenschule umgewandelt wurde und bis ins 18. Jahrhundert als bedeutende Bildungseinrichtung diente.

Nach Jahrhunderten wechselnder Nutzung entschied sich die Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Bayern 1953, die historische Abtei für die kirchliche Bildungsarbeit zu erwerben und umfassend zu sanieren. Ein Jahr später öffnete eine Fortbildungsstätte für Lehrkräfte ihre Tore, die sich auf die Erhaltung und Weiterentwicklung des evangelischen Religionsunterrichts fokussierte. Die Einbindung in die kirchliche und staatliche Bildungsarbeit wurde weiter gestärkt, als 1973 das Institut für Lehrerfortbildung (IfL) gegründet wurde. In Kooperation mit dem Kultusministerium und dem ISB (Institut für Schulqualität und Bildungsforschung) erhielt das RPZ die Aufgabe, Religionslehrkräfte umfassend fortzubilden und Lehrpläne mitzugestalten, die den Anforderungen moderner pädagogischer Konzepte gerecht werden. Aktuell ist diese Arbeit auch durch die konfessionelle Kooperation mit der katholischen Kirche und der orthodoxen Kirche geprägt, um Modelle des konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts weiterzuentwickeln und zu evaluieren.

In den Jahren 1986 bis 1994 erfuhr das RPZ durch den Ausbau zur Tagungsstätte eine weitere Modernisierung. Das historische Ambiente, das die jahrhundertelange Bildungstradition widerspiegelt, verbindet sich seitdem mit einer Ausstattung, die modernen Ansprüchen an Fortbildung und Gastfreundschaft gerecht wird. Mit rund 18.000 Besuchern jährlich ist das RPZ heute nicht nur eine Fortbildungsstätte, sondern auch ein etabliertes Zentrum für unterschiedliche Bildungsinitiativen.

Aktuelle Perspektiven: Innovation und Ambidextrie im Dienst der Bildung

Heute positioniert sich das RPZ als innovativer Bildungsanbieter, der sowohl die Stabilität traditioneller Bildungsarbeit pflegt als auch neue Wege für die Zukunft beschreitet. Für die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern ist das RPZ ein zentraler Ort evangelischer Bildungsverantwortung. Das RPZ ist ein Kompetenzzentrum, das sich in aktuelle Debatten um Bildung, Theologie und Gesellschaft einbringt. Als Denkraum ist es darauf ausgerichtet, evangelische Bildungsarbeit zukunftsgerichtet und nachhaltig zu gestalten.

Eine Kernstrategie ist dabei der Ansatz der Ambidextrie, der das „beidhändige“ Arbeiten symbolisiert. So optimiert das RPZ bestehende Prozesse und Angebote und stellt sicher, dass diese konstant hohe Qualität liefern. Gleichzeitig setzt sich das RPZ für die Entwicklung neuer Bildungsformate ein. So werden digitale Lernmethoden und moderne Lernumgebungen entwickelt und erprobt, um Lehrkräfte und Bildungsverantwortliche dabei zu unterstützen, religiöse Bildung am Puls der Zeit zu halten.

Ein neuer, zukunftsweisender Impuls ist die Buchreihe „Bildungswelten. Impulse aus dem RPZ Heilsbronn“, die das RPZ seit November 2024 in Kooperation mit dem Claudius Verlag herausgibt. Diese Reihe fördert aktuelle Diskurse zu Themen der Religionspädagogik, Theologie, Bildung und Gesellschaft. Fachwissenschaftliche Artikel, praxisnahe Anregungen und Interviews mit Experten bieten Lesenden wertvolle Einblicke und verbinden Theorie mit Praxis. Der erste Band widmet sich der „Demokratiebildung“ und stellt die Frage, wie evangelische Bildungsarbeit zur Stärkung demokratischer Werte beitragen kann. Er beleuchtet theologische, religionspädagogische und sozialwissenschaftliche Perspektiven und zeigt praxisnahe Ansätze, um demokratische Kompetenzen zu fördern. So wird dieser Band zu einer wertvollen Ressource für alle, die sich für die Förderung von Demokratie in der evangelischen Bildungsarbeit engagieren möchten.

Das RPZ orientiert sich am Bildungskonzept der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, das eine christliche und soziale Bildung in den Mittelpunkt stellt. Ziel ist es, Religionslehrkräfte, Bildungsverantwortliche und andere pädagogisch Mitarbeitende in Schulen, Kindertagesstätten, Kirchengemeinden und Bildungswerken optimal auf ihre Aufgaben vorzubereiten und neue Impulse in die Bildungsarbeit zu bringen. Auch der Aspekt der digitalen Bildung, den die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in ihren aktuellen Bildungsschriften betont, wird aktiv und innovativ umgesetzt. Dies ermöglicht Religionsunterricht und Bildungsangebote, die sowohl analog als auch digital anschlussfähig sind.

Ein Katamaran der Bildung – Stabilität und Innovation als Antrieb

Symbolisch sieht sich das RPZ als „Katamaran“: Zwei Rümpfe – das RPZ als etabliertes Zentrum für Bildung und zugleich als innovativer Denkraum für Bildung – stehen als tragende Elemente für Stabilität und Flexibilität. Die Balance dieser beiden Komponenten ermöglicht es dem RPZ sowohl bewährte Methoden und Angebote zu bewahren als auch auf neue Herausforderungen flexibel zu reagieren.

Mit diesem Modell sieht sich das RPZ gut gerüstet, den aktuellen Anforderungen in der Bildungslandschaft gerecht zu werden. Die wertvolle Verbindung von klösterlichem Erbe und modernem Bildungsanspruch macht das RPZ Heilsbronn heute zu einem Leuchtturm evangelischer Bildungsarbeit, der tief in der Tradition verwurzelt ist und zugleich mutig in die Zukunft blickt.

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