Barrierefreiheit im RU

Eine Behinderung entsteht in einem sozialen Prozess: Nämlich dann, wenn es zu einer Wechselwirkung zwischen einer persönlichen Beeinträchtigung und einer bestehenden (Lern-)Barriere kommt. Durch dieses Zusammentreffen beider Faktoren wird Lernen oder echte Teilhabe am Unterricht eingeschränkt. Das liegt nicht zuerst oder ausschließlich an den physischen Voraussetzungen eines Kindes. Inklusiver Religionsunterricht verlangt von Lehrkräften, mögliche Lernbarrieren aufzuspüren, zum Beispiel:

  • Ungünstige räumliche Gegebenheiten
  • Fehlende technische Hilfsmittel
  • Einseitige Methodik, die bei einigen Schüler*innen zu Über- oder Unterforderung führt
  • Unübersichtliche Arbeitsblätter und ein Unterricht ohne klare Struktur
  • Fehlende Visualisierung
  • Komplizierte und metaphorische Sprache
  • Heilungs- und Wundergeschichten

Lernbarrieren reflektieren

Nicht alle Lernbarrieren lassen sich sofort und vollständig abbauen. Das Erkennen und Reflektieren solcher Barrieren sind aber ein entscheidender Schritt zu ihrer Minimierung:

  • Nehme ich in meinem RU zuerst die Fähigkeiten der Schüler*innen in den Blick und nicht ihre Defizite?
  • Hinterfrage ich in meinem RU kritisch exkludierende und/oder verletzende theologische Denkmuster?
  • Verstehe ich in meinem RU jedes Menschsein als fragmentarisch?
  • Spreche ich Schüler*innen mit unterschiedlicher religiöser und weltanschaulicher Sozialisation an?
  • Geht es in meinem RU um das gemeinsame Theologisieren und finden theologische Deutungen vielfältige methodische Ausdrucksmöglichkeiten?
  • Habe ich die Lebenswelt und die soziale Herkunft meiner Schüler*innen im Blick?
  • Bahne ich in meinem RU milieuverbindende Lernerfahrungen an?
  • Thematisiere ich in meinem RU Beispiele biblischer und kirchlicher Tradition, die Möglichkeiten zur aktiven Lebens- und Gesellschaftsgestaltung aufzeigen?
  • Gehe ich achtsam mit Geschlechterdifferenz um?
  • Reflektiere ich in meinem RU religiös und gesellschaftlich tradierte Rollenbilder kritisch und zeige Alternativen auf?
  • Mache ich vielfältige Gottesbilder zugänglich, die weibliche und männliche Facetten umfassen?
  • Gestalte ich RU in altersgemischten Gruppen durch jahrgangsverbindende Querthemen?
  • Rege ich Peer-Learning und Formen des kooperativen Lernens an?

Artikel

Auf dem Weg zu einem barrierefreien Religionsunterricht
(von Patrick Grasser)

(aus: Kontakt. Informationen zum Religionsunterricht im Bistum Augsburg 11/2016. S. 23-26)

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