Der Familienratgeber

Begründung

In der Adoleszenz, insbesondere im Prozess der Pubertät, nehmen Jugendliche ihre eigene Rolle und die Rolle der Eltern und Geschwister im Familiensystem zunehmend bewusst reflektiert und häufig auch kritisch wahr. Sie hinterfragen vorgegebene Verhaltens- und Rollenmuster in der Familie und erproben neue Verhaltensvarianten. Die peer group mit ihren Werten und Normen gewinnt zunehmend an Bedeutung und tritt in Konkurrenz zu den in der Familie bewährten und erprobten Verhaltensregeln und Beziehungsmustern.  Zugleich sind die Eltern mit dem stärker nach Autonomie strebenden Verhalten und den sich verlagernden Beziehungsschwerpunkten ihrer jugendlichen Kinder konfrontiert. Auch sie müssen ihren bisherigen Standpunkt und ihre Rollen immer wieder neu reflektieren und gegebenenfalls modifizieren. Es verwundert nicht, dass es gerade in dieser Phase des Familienlebens zu Auseinandersetzungen, Rückzug, Missverständnissen und Konflikten kommt. Umso wichtiger erscheint in diesem Zusammenhang die Wahrnehmung eigener und fremder Rollen im Familiensystem sowie der Austausch über Fragen der Erziehung und des Zusammenlebens. Durch diesen Unterrichtsentwurf wird nicht nur zur Selbstreflexion der Schülerinnen und Schüler, sondern auch zur Kommunikation mit den Eltern angeleitet und ermutigt.

Im "alten" Lehrplan ist das Thema in der 8. Jahrgangsstufe fest verankert und findet unter EV. 8.1 "Leben in vielfältigen Familienformen" insbesondere unter Spiegelstrich "Rollen und Beziehungen, wie Mann und Frau, Geschwister, Generationenverhältnis, Erfahrung mit Erziehung" seinen etablierten Ort. Im neuen Lehrplan taucht die Thematik modifiziert unter ER 6.1 "In Beziehung" und ER 8.4 "Ich in der Zeit" auf. Der Einsatz des Unterrichtsentwurfs "Erziehungsratgeber" erscheint entwicklungspsychologisch in der 8. Jahrgangsstufe besonders sinnvoll zu sein; für die 6. Jahrgangsstufe müsste er vereinfacht und auf den Horizont teilweise noch vorpubertärer Schüler angepasst werden.

Die beiden als Einstiegsimpulse vorgesehenen SZ-Interviews entstammen der öffentlichen Erziehungsdebatte, die um das Jahr 2010 geführt wurde. Sie fordern durch ihre Zuspitzung nicht nur ein intellektuelle, sondern auch eine emotionale Reaktion der Schülerinnen und Schüler heraus und provozieren eine erste Standortbestimmung im Klassengespräch. Passagen und Zitate der Interviews, die entweder von der Lehrkraft oder von SchülerInnen ausgewählt und vorgelesen werden, dienen so als Vorbereitung für die Erstellung eines eigenen Erziehungsratgebers, der zur Standortbestimmung zwischen Disziplinpädagogik und kinderzentrierter Reformpädagogik anregt.

Die SchülerInnen sollen wissen, dass sie den von ihnen erstellten Erziehungsratgeber anschließend ins Gespräch mit ihren eigenen Eltern einbringen sollen. Für die Gestaltung sollte genügend Zeit veranschlagt werden. Die Vorstellung der individuellen Erziehungsratgeber und Rückmeldungen der Eltern durch die SchülerInnen im abschließenden Plenum erfolgt selbstverständlich freiwillig, um z.B. SchülerInnen in aktuell oder dauerhaft schwierigen häuslichen Situationen nicht zu kompromittieren. 

Quirin Gruber

Kompetenzerwartungen und daraus abgeleitete Verlaufsvorschläge

Die SchülerInnen können...

  • unterschiedliche Ansätze zur Erziehung von Kindern und Jugendlichen wiedergeben und beurteilen.
  • eigene Leitvorstellungen, Werte und Normen zur Frage der Erziehung wahrnehmen, reflektieren, formulieren und kommunizieren.
  • sich situations- und adressatengerecht  in einen Dialog über Erziehungsfragen mit ihren Eltern einbringen.

  

 

Soz.form

Mat

Einstimmung und erste Begegnung

Zu Beginn kann von der projizierten Wordcloud und/oder einer der Impulsbilder auf das Lernwegsthema geschlossen werden: Erziehung.

"Wir beschäftigen uns mit unterschiedlichen Erziehungsstilen und ‑ansätzen ..."

Ausschnitte aus M4 und M5 werden entweder durch den Lehrer/die Lehrerin vorgetragen oder in Textform gemeinsam gelesen.

Diskussion/ offenes Unterrichtsgespräch.

 

UG

 LV/SV

 

 

UG

 

M1-3

 

 

M 4

M 5

Verarbeitung und Weiterentwicklung

Arbeitsauftrag: "Formuliere einen Erziehungsratgeber für Eltern von 12-16jährigen Jugendlichen."

Der detaillierte Arbeitsauftrag (M6) wird per OHP/Beamer projiziert und/oder den SchülerInnen ausgehändigt.

 

 LV

 

PA/
PA/
GA

 

 M 6

 

DIN A 3
Papier

Rückmeldung und Kommunikation mit den Eltern 

"Lass Deine Eltern Deinen Erziehungsratgeber lesen und anschließend von Ihnen diesen Rückmeldebogen ausfüllen..."

 

LV

 

M 7

Austausch der Ergebnisse und Abschlussreflexion

Die Schülerinnen und Schüler stellen (freiwillig!) ihre Erziehungsratgeber und die dazugehörige Rückmeldung ihrer Eltern im Plenum vor. 

Die Prozesse und Ergebnisse des  Projekts werden abschließend gemeinsam reflektiert. 

 

UG

 

Wir bedanken uns herzlich bei allen Rechteinhabern für die Genehmigungen, ihr Material in diesen Entwurf mit aufzunehmen. Trotz aller Bemühungen ist es uns bei den Recherchen nicht in allen Fällen gelungen, die Urheber ausfindig zu machen.  Sollten Fremdrechte bestehen, bitten wir die Rechteinhaber, uns zu benachrichtigen.

Das Konzept als PDF

Alle Materialien


Lehrplanbezug

ER 6.1 In Beziehung
Ev 8.2 Leben in vielfältigen Familienformen
ER 8.4 Ich in der Zeit

  

Materialindex

M1 | Wordcloud

»Erziehung«

M2 | Symbolfoto

»Elternstreit«

M3 | Symbolfoto

»Pubertäre Sprachlosigkeit«

M4 | Text

Wolfgang Bergmann, Zur Hölle mit der Disziplin, SZ 17. 5.  2010.

LINK

M5 | Text

Michael Winterhoff, Man muss nur quaken, dann kommt die Brust, SZ 17. 5. 2010.

LINK

M6 | OHP-Folie/Beamerdatei

Impuls und Arbeitsauftrag zur Erstellung eines Erziehungsratgebers

M7 | Textvorlage

Rückmeldebogen für die Eltern

  

Schlüsselbegriffe

  • Erziehung
  • Familie
  • Konflikte
  • miteinander Leben
  • Jugend 
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